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Seit dem Zweiten Weltkrieg ist in unserer Gesellschaft eine Veränderung in puncto Ehe und Familie zu beobachten und Singlehaushalte sind nichts Ungewöhnliches mehr. Die Diplom-Volkswirtin Marie-Luise Schwarz-Schilling hat dieses Phänomen in ihrem Buch Kampfplatz Liebe einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen und die Frage aufgeworfen, wie viel Gleichberechtigung eine Partnerschaft verträgt. Um dieses komplexe Thema „lebendig“ zu gestalten und nicht nur „trocken“ darüber zu dozieren, lässt sie drei jüngere Personen zwischen 28 und 35, sowie drei ältere zwischen 55 und 59 Jahren, die sich mit Ausnahme der Gastgeberin untereinander nicht kennen und sich mit selbst gewählten, historischen Namen titulieren, darüber kontrovers diskutieren.
Elisabeth, die sich in den über ein halbes Jahr hinziehenden sechs Tafelrunden Helena nennt, schreibt historische Romane und lädt die Tänzerin Magdalena ein, die für sich den Namen Salome erwählt hat. Weiterhin kommen zu dem philosophischen Gedankenaustausch der provozierende, ehemalige Spiegelredakteur Balthasar, die Mathematikerin Hypathia, der Investmentbanker Alexander sowie Lug, ein ehemaliger Junkie, Expolizist und nunmehr Bierbrauer. Helena beginnt mit einer Einführung und will wissen, ob Männer und Frauen wirklich verschieden sind, denn schon Simone de Beauvoir hat untersucht, ob die Unterschiede angeboren oder erworben sind. Sie sprechen Emotionen an und landen unweigerlich beim Stichwort Neurologie, sie gehen der Frage nach, ob Frauen ein geringeres sexuelles Begehren als Männer haben und suchen nach Erklärungen. Und sie fragen, ob Sex überhaupt noch für eine Bindung notwendig ist, wobei sie gedanklich bis in die Steinzeit gehen, wo lediglich die Blutsverwandtschaft eine Voraussetzung war.
Leonardo da Vinci
Leonardo da Vinci versuchte, ein Phänomen zu verstehen, indem er es genau beobachtete und bis ins kleinste Detail beschrieb sowie zeichnerisch darstellte. Seine Experimente folgten klaren wissenschaftlichen Methoden, doch war er ein grundlegend anderer Wissenschaftler als Galileo oder Newton, die ihm später folgten. Er wurde zu seiner Zeit insbesondere als Ingenieur geschätzt. In einem Brief an Ludovico il Moro schrieb er, er könne alle Arten von Maschinen herstellen. Zu seinen Erfindungen gehören unter anderem Musikinstrumente, ein mechanischer Ritter, hydraulische Pumpen, reversible Kurbeltriebe, Mörserschalen mit Rippen und sogar eine Dampfkanone. Einen Großteil seines Lebens beschäftigte er sich mit dem Phänomen des Fliegens. Darüber produzierte er viele Studien sowie Pläne für die unterschiedlichsten Flugmaschinen einschließlich einer Art Hubschrauber. Einige seiner Designs wurden in neuerer Zeit nachgebaut und teilweise sogar erfolgreich getestet.
Das vorliegende Buch ist eine neu illustrierte Ausgabe mit über 20 ganzseitigen Bildtafeln und 77 Figuren im Text.
Sternengezeugt
In ‚Sternengezeugt‘ befasst sich der Autor H.G. Wells erneut mit der Idee der Existenz von Außerirdischen, über die er in dem Roman ‚Krieg der Welten‘ bereits geschrieben hatte. Es entsteht der Verdacht, dass die Außerirdischen zurückgekehrt sein könnten – diesmal unter Verwendung kosmischer Strahlung, um menschliche Chromosomen durch Mutationen zu verändern und um die Spezies ihres eigenen sterbenden Planeten zu ersetzen.
Der Protagonist Joseph Davis, ein Autor populärer Geschichtsbücher, ist von den Gerüchten über den Plan der Außerirdischen, die er für Marsmenschen hält, extrem besessen. Er erwägt die Möglichkeit, dass Mutationen schon stattgefunden haben könnten und dass sein Kind, seine Frau und sogar er selbst bereits Marsmenschen sind. Der ironische und oft komische Roman ‚Sternengezeugt‘ schildert Entdeckungen in der Evolutionsbiologie und entwirft eine beeindruckende Zukunftsvision eines durch Genmanipulation optimierten Menschen.
Ein fantastisches Buch, das nicht nur Fans der Fantasy begeistert.
Beim Thema Ökonomie durchleuchten die Teilnehmer der Tafelrunde Wettbewerb sowie Leistung und sie sprechen Arbeitsmoral, Ehre, Gier und soziale Anerkennung an. Die Veränderungen in der Paarbeziehung haben dazu geführt, dass dem Einzelnen oft nicht klar ist, ob er in einer Beziehung lebt, oder nur eine Affäre hat, was eine Diskussion über Gefühle und Moral auslöst. Sie philosophieren über die Unsterblichkeit und das Bewusstsein, wie auch über einen Spruch von Immanuel Kant, in dem er den bestirnten Himmel über sich und das moralische Gesetz in sich mit Bewunderung betrachtet hat.
Marie-Luise Schwarz-Schilling ist es mit ihrer genialen Idee und Umsetzung in Gesprächsrunden tatsächlich gelungen, ein vom Thema her eher schwerfälliges Sachbuch in ein interessantes und allgemein verständliches Buch zu verwandeln, zumindest für an diesem Thema Interessierte. Sie werden viele Denkanstöße finden, weil sie sich vermutlich über einige Konsequenzen noch nie oder nur wenig Gedanken gemacht haben. Untermauert wird das wissenschaftliche Werk mit statistischen Erhebungen, die sich wie die Quellenangaben in den Anmerkungen am Ende finden.
In einer der Tafelrunden wird geäußert, dass wir die Sowjetunion nicht mehr als Außenfeind haben und die Islamisten noch nicht, was aber noch kommen könnte. Obwohl das Buch Kampfplatz Liebe erst im Jahr 2015 erschienen ist, muss die Autorin den Text schon früher geschrieben haben, da dieser Sachverhalt inzwischen von der Realität eingeholt wurde. Auffällig ist beim Aufschlagen der ersten Seiten die gewählte Großschrift, was aber im Gegensatz zum Korrektorat positiv zu werten ist, das sich beim Wort „selbstständig“ weder für die vom Duden empfohlene, noch für die alternative Schreibweise entscheiden konnte.
Marie-Luise Schwarz-Schilling, Kampfplatz Liebe, Wagner Verlag 2015, Broschur, 334 Seiten, ISBN 978-3-7392-4954-4, Preis: 14,90 Euro.