Der Jungfrauenmacher von Derek Meister

Knut Jansen, Revierleiter der Polizeistation in Valandsiel, und sein Kollege Bernd Magnussen werden in dem Thriller Der Jungfrauenmacher von Derek Meister zu einer Leiche gerufen, die von einer Sturmflut an den Strand gespült wurde. Am Verwesungsgrad und der Besetzung durch Krebse ist ersichtlich, dass der Tod vor einiger Zeit eingetreten sein muss. Nachdem sich Knut vom grauenvollen Anblick der Leiche einigermaßen erholt hat, muss er direkt zum „Dünenkieker“ fahren. Helen Henning, die seit fünf Jahren in Washington lebt und gerade erst in Valandsiel angekommen ist, weil sie von ihrem verstorbenen Vater Joost ein Wohnhaus mit Restaurant in den Dünen geerbt hat, fühlt sich von einem Einbrecher bedroht und hat die Polizei verständigt. Im Gespräch mit ihr erfährt Knut, dass sie als Profilerin das FBI beraten hat. So bittet er sie um Mithilfe bei den laufenden Ermittlungen.

Wie die Untersuchungen ergeben, wurden der Toten, bei der es sich um ein pubertierendes Mädchen handelt, beide Füße abgetrennt, was auf einen Mord hindeutet. Johann Maas vom LKA wird die Leitung der einberufenen SOKO übertragen. Dann wird am Jachthafen eine zweite Leiche mit ebenfalls abgetrennten Füßen angespült. Auch in ihrem Körper findet sich, wie schon bei der ersten Leiche, Silikagel, was üblicherweise Schuhkartons in kleinen Beuteln beigefügt wird, was den Ermittlern klar macht, dass sie es offensichtlich mit einem Serientäter zu tun haben. Um die Identität der Toten aufklären zu können, sichtet Knut alte Protokolle seines Vaters, deren Nachfolge er als Revierleiter angetreten hat. In den Unterlagen sind alle als vermisst gemeldeten Mädchen aus Valandsiel der letzten dreißig Jahre gelistet und tatsächlich stammen die beiden Toten von hier. Knut stößt bei seinen Recherchen auf ein Muster: Jeweils im Juni ist eines der Mädchen verschwunden. Da der aktuelle Kalender diesen Monat anzeigt, haben Knut und Helen nicht mehr viel Zeit, wenn sie einen weiteren Mord verhindern wollen.

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Im dunkelsten Afrika

Im Sudan, der ab 1821 unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige von Ägypten gekommen war, brach 1881 der Mahdiaufstand aus. Nach dem Abzug der anglo-ägyptischen Truppen aus dem Sudan behauptete sich der deutsche Forscher Emin-Pascha als Gouverneur der südlichsten Provinz des Sudan Äquatoria.
Emin-Pascha, bürgerlich Eduard Schnitzer, schrieb einen Brief an die Times, in dem er um Hilfe bat. Die Empathie in der britischen Bevölkerung führte dazu, dass rasch die finanziellen Mittel für eine Expedition zur Befreiung Emin-Paschas aufgebracht wurden.
Der Afrikaforscher Henry M. Stanley wurde beauftragt, die Expedition zu leiten. Ob und wie es Stanley gelang Emin-Pascha zu retten und welche Abenteuer er auf seiner Expedition erlebte, das beschreibt der Autor Stanley in diesem Buch.

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Schon der Prolog des Thrillers Der Jungfrauenmacher verursacht beim Leser ein Herzklopfen, das ihn, abgesehen von den aufatmenden Abschnitten, bis zum Ende des Romans begleiten wird. Immer wieder ist von den Handlungen und Vorbereitungen des Mörders die Rede, ohne seine Identität preiszugeben. Derek Meister verstärkt dadurch die Spannung, da der Leser im Gegensatz zu den Ermittlern schon weiß, was der Mörder plant oder bereits ausführt. Allerdings macht der Autor oft auch nur zunächst unverständliche und verwirrende Andeutungen des Grauens.

Bei dem Thriller handelt es sich um den ersten Teil einer Serie, deren weitere Folgen sich wohl mit dem Fortgang der Erbstreitigkeiten zwischen Helen mit ihrer Mutter und Schwester und auch mit dem sich abzeichnenden Zwist zwischen Knut und seinem Vater Thor beschäftigen werden. Als Handlungsort hat Derek Meister wohl in weiser Voraussicht eine fiktive Nordseeinsel gewählt. Denn kaum ein real existierender Ort möchte mit so grausamen Verbrechen, wie im Roman beschrieben, in Zusammenhang gebracht werden. Wer bei den äußerst kranken und perversen Handlungen des Mörders schnell die Nerven verliert, dürfte wie der Protagonist das Bedürfnis, sich zu übergeben, verspüren. Wer aber genau diesen Nervenkitzel sucht, mag sich auf die Folter spannen lassen und darf neugierig darauf sein, was Der Jungfrauenmacher in seinem kranken Hirn mit jungen Mädchen anstellt.

Derek Meister, Der Jungfrauenmacher, Blanvalet Verlag 2015, Taschenbuch, 414 Seiten, ISBN 978-3-7341-0060-4, Preis: 9,99 Euro.

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